Zugewinnausgleich berechnen: So funktioniert es

Zugewinnausgleich berechnen: So funktioniert es

Den Zugewinnausgleich zu berechnen ist ein wichtiger Schritt im Falle einer Scheidung. Dabei geht es darum, den während der Ehe erworbenen Vermögenszuwachs gerecht zu verteilen. Wenn du dich fragst, wie der Zugewinnausgleich funktioniert und wie du ihn berechnen kannst, bist du hier genau richtig. In diesem Artikel erkläre ich dir, was es mit dem Zugewinnausgleich auf sich hat, wie du ihn berechnen kannst und gebe dir praktische Beispiele, die dir dabei helfen sollen, den Prozess zu verstehen.

1. Was ist der Zugewinnausgleich?

Der Zugewinnausgleich ist der Prozess, bei dem das während der Ehe erworbene Vermögen zwischen den Ehepartnern aufgeteilt wird. Dabei geht es nicht um das bereits vorhandene Vermögen, das jeder Partner in die Ehe eingebracht hat, sondern um den Zugewinn, also den Wertzuwachs, der während der Ehe entstanden ist. Ziel des Zugewinnausgleichs ist es, eine faire Verteilung des Vermögens zu erreichen.

Der Zugewinnausgleich erfolgt im Rahmen der Scheidung, falls kein Ehevertrag existiert, der etwas anderes regelt. Er betrifft sowohl das Geld, das auf Bankkonten angespart wurde, als auch Immobilien, Rentenansprüche oder Unternehmensanteile.

2. Wie wird er berechnet?

Die Berechnung des Zugewinnausgleichs erfolgt in mehreren Schritten. Grundsätzlich wird der Anfangsstand des Vermögens (also der Stand zu Beginn der Ehe) vom Endstand des Vermögens (also zum Zeitpunkt der Trennung oder Scheidung) abgezogen. Das ergibt den Zugewinn eines jeden Partners.

Schritt 1: Berechnung des Anfangsvermögens

Hierbei handelt es sich um das Vermögen, das jeder Ehepartner in die Ehe eingebracht hat. Wenn du also beispielsweise ein Auto, ein Sparbuch oder Immobilien besessen hast, bevor du geheiratet hast, zählt dieses Vermögen zu deinem Anfangsvermögen.

Schritt 2: Berechnung des Endvermögens

Das Endvermögen ist das Vermögen, das jeder Partner zum Zeitpunkt der Trennung oder Scheidung hat. Dazu zählen alle Werte, die während der Ehe erworben wurden, z. B. durch Sparen, Einkommenssteigerungen oder Investitionen.

Schritt 3: Zugewinn berechnen

Der Zugewinn eines Partners ergibt sich aus der Differenz zwischen Anfangsvermögen und Endvermögen. Diese Berechnung wird für beide Partner durchgeführt.

Schritt 4: Ausgleich des Zugewinnausgleichs

Der Zugewinnausgleich erfolgt durch den Ausgleich des jeweiligen Zugewinns. Wenn ein Partner einen größeren Zugewinn erzielt hat, muss er den anderen Partner ausgleichen, sodass beide einen gleichen Betrag an Zugewinn erhalten.

3. Praxisbeispiele: So wird der Zugewinnausgleich berechnet

Beispiel 1: Einfache Berechnung des Zugewinnausgleichs

Angenommen, Partner A und Partner B haben folgende Vermögenswerte:

  • Partner A (Ehemann):

    • Anfangsvermögen: 20.000 Euro (Sparbuch)
    • Endvermögen: 100.000 Euro (inkl. Ersparnisse, Immobilienwert, Rentenansprüche)
    • Zugewinn = 100.000 Euro – 20.000 Euro = 80.000 Euro
  • Partner B (Ehefrau):

    • Anfangsvermögen: 10.000 Euro (Auto und Sparguthaben)
    • Endvermögen: 60.000 Euro (inkl. Ersparnisse, Immobilie, Rentenansprüche)
    • Zugewinn = 60.000 Euro – 10.000 Euro = 50.000 Euro

Berechnung des Zugewinnausgleichs:

  • Partner A hat 80.000 Euro Zugewinn, Partner B hat 50.000 Euro Zugewinn.
  • Der Unterschied zwischen den beiden Zugewinnen beträgt 30.000 Euro (80.000 Euro – 50.000 Euro).
  • Partner A muss Partner B 15.000 Euro zahlen, um den Zugewinn auszugleichen.

Beispiel 2: Immobilien und Wertsteigerung

Stellen wir uns vor, dass einer der Ehepartner eine Immobilie während der Ehe erwirbt, die erheblich im Wert steigt. Die Berechnung wird dann etwas komplexer:

  • Partner A (Ehemann):

    • Anfangsvermögen: 100.000 Euro (keine Immobilien)
    • Endvermögen: 200.000 Euro (Sparbuch + Wertsteigerung der Immobilie)
    • Zugewinn = 200.000 Euro – 100.000 Euro = 100.000 Euro
  • Partner B (Ehefrau):

    • Anfangsvermögen: 50.000 Euro (Sparguthaben)
    • Endvermögen: 120.000 Euro (Sparguthaben und Wertsteigerung der Immobilie)
    • Zugewinn = 120.000 Euro – 50.000 Euro = 70.000 Euro

Berechnung des Zugewinnausgleichs:

  • Partner A hat 100.000 Euro Zugewinn, Partner B hat 70.000 Euro Zugewinn.
  • Der Unterschied zwischen den beiden Zugewinnen beträgt 30.000 Euro (100.000 Euro – 70.000 Euro).
  • Partner A muss Partner B 15.000 Euro zahlen, um den Zugewinn auszugleichen.

In diesem Fall wäre der Wertzuwachs der Immobilie, die während der Ehe gekauft wurde, auch im Zugewinnausgleich relevant.

Beispiel 3: Rentenansprüche im Zugewinnausgleich

Es können auch Rentenansprüche in die Berechnung des Zugewinnausgleichs einfließen. Diese müssen ebenfalls aufgeteilt werden, falls sie während der Ehe erworben wurden.

  • Partner A (Ehemann):

    • Anfangsvermögen: 50.000 Euro (Sparguthaben, keine Rentenansprüche)
    • Endvermögen: 150.000 Euro (inkl. Rentenansprüche und Immobilien)
    • Zugewinn = 150.000 Euro – 50.000 Euro = 100.000 Euro
  • Partner B (Ehefrau):

    • Anfangsvermögen: 30.000 Euro (Sparguthaben, keine Rentenansprüche)
    • Endvermögen: 120.000 Euro (inkl. Rentenansprüche)
    • Zugewinn = 120.000 Euro – 30.000 Euro = 90.000 Euro

Berechnung des Zugewinnausgleichs:

  • Partner A hat 100.000 Euro Zugewinn, Partner B hat 90.000 Euro Zugewinn.
  • Der Unterschied zwischen den beiden Zugewinnen beträgt 10.000 Euro (100.000 Euro – 90.000 Euro).
  • Partner A muss Partner B 5.000 Euro zahlen, um den Zugewinn auszugleichen.

4. Wichtige Hinweise zur Berechnung des Zugewinnausgleichs

  • Zugewinn ist nicht gleich Besitz: Der Zugewinn umfasst nur den Wertzuwachs des Vermögens während der Ehe und nicht das bereits vorhandene Vermögen, das vor der Ehe in die Partnerschaft eingebracht wurde.
  • Gemeinsames und Einzelvermögen: Wenn ein Partner während der Ehe auch Vermögen in gemeinschaftlicher Form erworben hat (z. B. gemeinsames Konto), wird der Zugewinn nach den gleichen Prinzipien aufgeteilt.
  • Vermögensverschiebungen beachten: Wenn ein Partner während der Ehe Vermögen auf ein anderes Konto verschiebt oder in Investitionen tätigt, die nicht sofort sichtbar sind, kann das Auswirkungen auf den Zugewinnausgleich haben.

Die Berechnung des Zugewinnausgleichs mag zunächst komplex erscheinen, aber mit etwas Vorbereitung und Verständnis kannst du diesen Schritt gut meistern. Die Praxisbeispiele zeigen, wie wichtig es ist, alle Vermögenswerte und Zugewinne genau zu dokumentieren, um eine faire Aufteilung zu erreichen.

Falls du dir unsicher bist oder der Zugewinnausgleich besonders komplex ist (z. B. bei Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen), empfiehlt es sich, einen Anwalt oder Steuerberater hinzuzuziehen, der dich bei der Berechnung unterstützen kann.

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